Jigoro Kano und Gunji Koizumi zum Jûdô als einfache Sportart

„…Aber der Inhalt des Wettkampfsportes ist simpel und sehr begrenzt, während der Inhalt des Jûdô sehr komplex und weit gefasst ist. Wettkampfsport beinhaltet nur einen kleinen Teil des Jûdô. Natürlich kann man Jûdô als einen simplen Wettkampfsport ansehen, und es mag dem einen oder anderen genügen, das so zu tun. Aber der vollständige, ultimative Inhalt des Jûdô kann so nicht vermittelt werden…“

Jigoro Kano in Trevor Legget „The Spirit of Budô“ S.99)

KANO äußerte sich während eines Empfangs im Pan Pacific Club am 14. Juni 1935 in einer von ihm gehaltenen Rede dahingehend, daß die Überbetonung des Wettkampfes, etwa im Rahmen von Meisterschaften, das Jûdô verändern und einschränken würde. Wer eine Meisterschaft gewinnen wolle, der würde im Kampf jedes Maß verlieren. Viele wichtige Techniken könnten daher nicht mehr angewandt werden, da sie zu erheblichen Verletzungen führten. Das aber führe vom eigentlichen Sinn des Kodôkan Jûdô weg.

(siehe Japan Times, 16. Juni 1935)

„… folglich kommt den Wettkämpfen ein vergleichsweise geringer Wert zu, löst man sie von der Ausbildung der Sittlichkeit (Dokusei no kanyo).“

KANO Jigoro in : „Das Ziel der Wettkämpfe und die Methode der Umsetzung“, Tokyo 1925
 .

…In seinen späten Jahren warnte Prof. Jigoro Kano seine Schüler vor bzw. missbilligte den Stil, die Trainingsmethode oder Übungspraxis, die als »Wettkampfjudo« bezeichnet wurde.
Dieser Ausdruck bezieht sich auf den Typ der Judoentwicklung, bei dem es nur darum geht, Wettkämpfe zu gewinnen. Als ob dies das Ziel allen Trainings sei, ohne sich um die Absichten und Zwecke zu kümmern, für die Judo ursprünglich begründet wurde.
Einige dieser Methoden sind sehr hart und gewaltsam, ja sogar gefährlich. Das Training ist hoch spezialisiert und unausgewogen, genau wie das einiger Jujutsu-Schulen aus den Tagen bevor es Judo gab…“

..Doch das innewohnende Verlangen zu siegen oder überlegen zu sein setzt sich häufig hinter den logischen Grenzen des Judo durch und setzt jenen schädlichen Prozess in Bewegung, den Teufelskreislauf des »Wettkampfjudo«.
Die Kontroversen über die Weisheit des Entschlusses, Judo ins Olympische Programm einzubringen oder Wettkämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen oder mit internationalem Charakter zu organisieren entspringt diesem Aspekt menschlicher Schwäche…“

Gunji Koizumi

Entnommen aus: JUDO-Sport-JOURNAL, Nr. 35/36, Seite 62-63, Verlag Dieter Born, Bonn, 2003.